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2025-01-09
Leinenführigkeit
Leinenführigkeit – was bedeutet das eigentlich?
Viele Hundehalter*innen sind der Ansicht, dass der Hund dabei an lockerer Leine neben seinem Menschen herlaufen soll.
Aber ist es wirklich nur das?
Leinenführigkeit – ich nenne es lieber Leinensensibilität – bedeutet, dass der Hund an lockerer Leine laufen und sich selbst, ggf. auch mit ein wenig Unterstützung durch den Menschen, regulieren kann, sobald er merkt, dass die Leine auf Spannung geht. Und das egal auf welcher Distanz.
Bei einigen „Trainingsmethoden“, die im Bereich Leinenführigkeit oft und gerne angewendet werden, sträuben sich bei mir mehr als nur die Nackenhaare.
Einige Beispiele:
Da wird mit Leinenruck gearbeitet, vorzugsweise am Halsband.
Da wird ein Halsband empfohlen, was möglichst schmal ist, „damit der Hund auch merkt, dass er sich falsch verhält“.
Da wird mit körperlicher Bedrängung gearbeitet, indem der Mensch seinem Hund z.B. plötzlich in den Weg springt, sobald dieser in den Leinenzug kommt.
Nur, welche Auswirkungen haben diese Methoden für eine HundundMensch-Beziehung, für das Vertrauen des Hundes in seinen Menschen?
Ganz einfach: Keine Guten, um es einfach auszudrücken.
Als Beispiel mal ein Fall aus meinem Trainingsalltag:
Ehepaar mit kleiner Terriermixhündin, die, sobald sie zum Spazierengehen nach draußen kam, sofort anfing, wie eine Verrückte an der Leine zu ziehen.
Der Mann berichtete mir dann ganz stolz, dass er einen Weg gefunden hätte, wie er das Leineziehen sofort unterbinden könne. Ich bat ihn daraufhin, mir das mal vorzuführen.
Er ging also mit seiner Hündin los und sprang ihr unvermittelt in den Weg, als die kleine Maus anfing, an der Leine zu ziehen.
Ohne Kommentar bat ich die Frau, die Hündin kurz zu übernehmen und den Mann, mit mir ein paar Schritte zu laufen.
Während wir uns so unterhielten, sprang ich dem Mann unvermittelt und ohne Ankündigung in den Weg, so, wie er es vorher bei seiner Hündin gemacht hat.
Nachdem dieser sich von dem Schrecken erholt hatte, fragte ich ihn, wie er sich in der Situation gefühlt hätte und er meinte, dies sei überhaupt nicht gut für ihn gewesen.
Und dann erklärte ich den Beiden, dass noch hinzukommt, dass diese MenschzuMensch-Situation zwischen zwei Personen passiert sei, die von der Größe her nicht so weit auseinander wären, aber der Größenunterschied zwischen einem 1,85 m großem Menschen und einer kleinen Terrierhündin noch eine ganz andere Hausnummer sei.
Was will ich damit sagen?
All diese Methoden führen nicht gerade dazu, dass der Hund seinem Menschen vertrauen kann.
Sein Mensch fügt ihm Schmerzen zu.
Sein Mensch nimmt ihm die Luft.
Sein Mensch erschrickt ihn.
Sein Mensch ist für ihn unberechenbar.
Und wenn es ganz arg wird – sein Mensch fügt ihm körperliche und seelische Verletzungen zu.
Halswirbel können sich verschieben, Muskeln und Sehnen im Hals können beschädigt werden, die Schilddrüse kann verletzt werden, die Luftröhre kann gequetscht werden, usw.
Leinenführigkeit zu erreichen, geht nicht von jetzt auf gleich, sondern benötigt, je nachdem wie alt der Hund ist und welche Erfahrungen er bisher schon gemacht hat, viele einzelne Schritte, bei denen unser Hund unsere freundliche Unterstützung benötigt.
Auch gibt es dabei kein Schema F, denn jeder Hund ist individuell und jeder Hund hat seine eigene Intention für das Leineziehen.
Daher danke ich allen Hundemenschen, die sich der ganz eigenen Bedürfnisse ihrer Hunde bewußt sind, diese annehmen und mit ihren Fellnasen ein auf sie zugeschnittenes Training, welches auf Basis positiver Verstärkung aufgebaut wird, in Angriff nehmen.
Sabine Degner - 16:39:14 @ Hundetraining und Verhaltensberatung